Narrentypen

Der Bösinger Schantle

Schantle heißt so viel wie „schändlicher Mann, einer der anderen Schändliches tut“.
(Was sinngemäß so gedeutet wird, dass der Schantle den Leuten ihre eigenen „Schandtaten“ aufsagt.)

Der Bösinger Schantle ist dem Oberndorfer Schantle nachempfunden was man unschwer erkennen kann. Der Ausdruck „Speckmöckel“ wurde seit jeher als Spott- oder Hänselnamen für die Bösinger gebraucht. Also lag es nahe diesen Speckmockel“ als Fasnachtsfigur in die Bösinger Fasnet zu integrieren, was sich als geniale Idee erwies. Binnen kürzester Zeit, hatte sich der als Spott gedachte Begriff „Speckmockel“ zum Markenzeichen gewandelt.

Der Schantle trägt ein Leinengewand. Die Nähte sind schwarz nachgezeichnet. Auf das „Kleidle“ des Schantle sind „Plätzle“, die Speckscheiben darstellen, aufgenäht.

In Zeiten, in denen die Landbevölkerung wirklich Bettelarm war, spielte dieser Speck als Nahrungsmittel, und weil man sich für Geld auch nichts kaufen konnte, als eine Art „Ersatzwährung“ zum Eintauschen anderer Dinge eine große Bedeutung.

Die Maske, die aus Lindenholz geschnitzt ist, zeigt ein verschmitztes, bisweilen auch schadenfrohes Lächeln. In seinem Mund hat der Schantle einen Speckmockel (Speckstück), was darauf hindeutet, dass er dem Genuss nicht abgeneigt ist. Auf der Maskenhaube trägt der Schantle Blut- und Leberwürste. Der Schantle hat einen Schirm und einen Weidenkorb bei sich. In seinem Korb hat er die Speckscheiben, die überall bei den Zuschauern besonders beliebt sind, mit dabei.

Das Gschell oder Narro

Die beliebteste Figur bei den jungen Narren der Speckmockelzunft Bösingen e.V. ist das „Gschell“. Es trägt ein bemaltes Leinengewand. Auf den vorderen Hosenbeinen ist die Bösinger Tracht, als Hinweis auf die traditionelle Kleidung und Eigenständigkeit zu sehen. Die hinteren Hosenseiten zeigen auf der linken Seite den Alemannenfürsten Bosingin, der gleichzeitig der Namensgeber der Ortschaft Bösingen ist. Auf dem rechten hinteren Hosenbein sind die Edelfräulein vom Kasperleshof abgebildet. Die früchtetragenden Hagebutten auf den Ärmeln sollen den nahenden Frühling und die erwachende Natur symbolisieren.

Das Narrentuch soll bedeuten, dass alle Narren quasi unter einer Decke stecken. Das Tuch wird vorne über den Schellenriemen getragen.

Auf dem Kopfteil sind das Gemeindewappen und zwei Silberdisteln, welche das raue Klima wiederspiegeln sollen, auf der Rückseite abgebildet. Auf der Vorderseite finden sich die Edelfräulein vom Kasperleshof wieder, was ihre historische Bedeutung für Bösingen unterstreicht.

*Die Sage berichtet, dass zwei Edelfräulein, die in Beffendorf ihren Wohnsitz hatten, den Beffendorfern nach ihrem Tod ein großes Waldstück schenken wollten, allerdings mit der Auflage, dass nach ihrem Tod täglich fünf „Vater unser“ für sie gebetet werden sollten. Die Beffendorfer lehnten dies ab. So wandten sich die Edelfräulein an die Bösinger. Diese nahmen den Wald und die Gebetsverpflichtung an. Tatsächlich wurde in Bösingen über viele Jahrzehnte nach dem Sonntagsgottesdienst ein „Vater unser“ gesprochen. Die Sage berichtet weiter, dass einmal über längere Zeit das Gebet unterlassen wurde. Da tönte aus dem Wald laut und deutlich der Ruf: „Hundert Jauchert Ackermeß, das Vaterunser nit vergeß!“ Seit dem hielten sich die Bösinger an die Gebetsverpflichtung.

* Aus einem Bericht in den Bösinger Skizzen von Burkhard Schlesiger

Die aus Lindenholz geschnitzte Maske hat einen verschmitzten, freundlichen Ausdruck. Auf dem Haarkranz, mit dem die Maske eingefasst ist, sind zum Teil die Narrenbändel angebracht, die der Narr für seine Teilnahme am Narrensprung bekommt. Der karierte „Binder“ den das Gschell trägt, symbolisiert die Hoffärtigkeit und Eitelkeit der Menschen.

Die Schellenriemen: Das Gschell besteht aus vier gekreuzten Rindslederriemen mit 34 Glocken. Das Gewicht eines Gschells für einen Erwachsenen beträgt knapp 10 kg.

Die Huabbosch- und Harzwaldgeister

Der Sage nach hat ein feierfreudiger Mann das „wüste Fasnachtstreiben“ am Aschermittwoch einfach weitergetrieben. Als Strafe sei er noch am selben Tag verstorben. Da aber seine Seele keine Ruhe finden konnte, musste er in seinem Haus herum spuken.

Dieses änderte sich erst, als er durch die örtliche Geistlichkeit in den Harzwald verbannt wurde. Wirklich böse Dinge hat man vom „Harzwaldgeist“ nie gehört, nur, dass er den Waldarbeitern die Vesper versteckt, und anderen

Schabernack getrieben hat. Inzwischen ist seine Seele wohl erlöst, denn man sieht ihn nur noch an der Fasnacht

Das Erscheinungbild der Geister wurde überarbeitet. Neue Geister ab 2012 sehen wie unter abgebildet aus. Für die alten Geister kann eine neue Haube erworben werden. Beide Geister sind zugelassen.

Ab der Fasnet 2019 gibt es auch Kinder- und Jugendgeister.